Das bisher wohl schwierigste Jahr in meinem „MamaLeben“ mit all seinen Herausforderungen neigt sich dem Ende zu. Es eröffnet mir nicht nur als Mutter, sondern endlich auch wieder als eigenständige Persönlichkeit (nach 5,5 Jahren Muttersein rückt die eigene Identität oft in den Hintergrund) neue Möglichkeiten und Chancen.
Dieses Jahr hat mich gelehrt, was dauerhafter (ca. 10 Monate lang) Schlafentzug mit einem Menschen machen kann und wie es sich anfühlt, sich selbst überhaupt nicht mehr zu spüren. Ich habe meine beiden Kinder lange und meist sehr gerne gestillt, und für mich war eine Flasche mit künstlicher Milch nie eine Option – egal, wie herausfordernd es war. Gleichzeitig durfte ich erfahren, welche Schwierigkeiten eine gestörte Stillbeziehung mit sich bringen kann.
Es heißt oft, dass Stillen und die Brust der Mutter nicht nur Nahrungsquelle, sondern auch Beruhigung und Sicherheit für ein Kind sind. Doch wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich diese Beruhigungsmethode nicht so stark überschätzen und auf alternative Beruhigungshilfen setzen. Bei uns führte das Stillen dazu, dass mein Sohn eine so starke Abhängigkeit zur Brust entwickelte, dass er mit 1,5 Jahren – und 10 Monate lang – nachts ungefähr jede halbe Stunde nach mir rief, um sich zu beruhigen. Nichts außer der Brust konnte ihn trösten.
Das war hart. Es fühlte sich schrecklich an, ihm die Brust zu verweigern, wenn er weinte. Und immer wieder gab ich nach. Gleichzeitig wurde das Stillen für mich körperlich und emotional sehr belastend. Er wollte nicht loslassen, und es tat weh. Diese Erschöpfung …
Diese Zeit hat mir aber auch gezeigt, dass ich noch aus meiner Kindheit stammende, beschädigte Grenzen habe – und dass es in Ordnung ist, sich Hilfe zu holen. Man sollte nur nicht zu lange damit warten.
Als Kind habe ich gelernt, immer weiterzumachen – egal, wie schwierig eine Herausforderung ist, egal, ob sie meinen Wünschen oder Bedürfnissen entspricht. Einfach machen. Diese „Soldatenstrategie“ hat mir in meinem Leben oft geholfen, aber ich habe erkannt, dass sie im Umgang mit Kindern nicht funktioniert. Sie tut mir als Mensch – mit all meinen physischen und psychischen Möglichkeiten – dauerhaft nicht gut.
Ich arbeite daran.
Ich möchte allen Menschen, nicht nur Frauen, die sich für Kinder entscheiden, ans Herz legen: Kümmert euch nicht in erster Linie um materielle Dinge, sondern hinterfragt, ob ihr bereit seid, Eltern zu werden. Habt ihr vielleicht unverarbeitete Traumata? Fühlt ihr euch psychisch überfordert? Seid ihr auf die Herausforderungen des Elternseins vorbereitet?
Denn gerade im Elternleben brechen ungelöste Probleme mit voller Wucht hervor. Verhaltensmuster und Glaubenssätze, die man unbewusst von den eigenen Eltern übernommen hat, werden plötzlich überdeutlich und erschweren vieles. Ein Geburtsvorbereitungskurs ist eine wunderbare Sache – aber mentale Gesundheit ist die Grundlage, um die Herausforderungen des Elternseins zu bewältigen. Zuerst mit sich selbst im Reinen sein – dann Verantwortung für das Leben kleiner Wesen übernehmen.
Das ist meine größte Erkenntnis.
Seit etwa zwei Monaten schlafe ich nachts fast ungestört und beginne, mich selbst wieder zu spüren. Dafür danke ich unserer Kinderärztin, die uns die richtige Unterstützung empfohlen hat, der Mitarbeiterin der Babysprechstunde in Lörrach und vor allem meinem Mann. Er hat die schwierige Umstellung und die belastende Abstillphase größtenteils übernommen. Zum Glück haben meine Kinder einen guten Vater.
Ich selbst hatte dieses Glück nicht und kämpfe bis heute mit den Folgen meiner eigenen Kindheit.
Dank dieser Zeit habe ich meine Grenzen erkannt. Das hat mich als Mutter gestärkt und aufgebaut. Ich fühle mich wieder besser und bin bereit, neue Schritte in Richtung meiner beruflichen Ziele zu gehen.
Ich freue mich sehr auf das neue Jahr und bin dem Jahr 2024 trotz allem dankbar – für die Gesundheit meiner Familie, meine wundervollen Kinder und die Erkenntnisse, die ich aus all den Herausforderungen ziehen durfte.
Besonders freue ich mich auf eine neue Aufgabe, eine Herzensangelegenheit. Im Januar 2025 beginnt meine Weiterbildung zur Mütterpflegerin, die mein Angebot als ganzheitliche Ernährungsberaterin für (werdende) Mamas erweitern wird. Nie aufhören zu lernen – das hält nicht nur das Gehirn gesund, sondern öffnet auch neue Wege.
Durch meinen eigenen Weg weiß ich genau, was eine Frau braucht, um sich in ihrem Körper wohlzufühlen. Ich weiß auch, was für Frauen mit Kinderwunsch und werdende Mütter wichtig ist, und ich kenne die emotionalen und körperlichen Herausforderungen von Geburt und Wochenbett. Mit meiner Weiterbildung möchte ich mir noch mehr Wissen aneignen, um Frauen dort zu unterstützen, wo ich selbst Hilfe gebraucht hätte.
Es ist normal, um Hilfe zu bitten – und sie anzunehmen. Zum Glück gibt es in unserer modernen Welt viele Möglichkeiten und Instanzen, die helfen können. Man muss nur offen dafür sein und vertrauen.
Ab März oder April 2025 darf ich als Mütterpflegerin erste Erfahrungen sammeln und mit einer Fachperson – sei es eine Hebamme oder eine erfahrene Mütterpflegerin – zusammenarbeiten. Ich freue mich darauf. Der Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich ist enorm, aber leider wissen viele nicht, dass es diesen Beruf überhaupt gibt und wie wertvoll er ist.
Das muss sich ändern.
Frohes Neues!